Beruflich kürzertreten – dem Hamsterrad entkommen

Beruflich kürzertreten - dem Hamsterrad entkommenWeit verbreitet ist der Wunsch die Karriereleiter noch schneller und höher zu erklimmen. Doch was ist mit den Personen, die freiwillig ein oder mehrere Stufen zurückgehen? Welche Gründe gibt es dafür? Steckt klassisches Versagen dahinter?

Die freiwillige berufliche Veränderung, die zu weniger Gehalt oder Prestige führt, bezeichnet man im Fachjargon als „Downshifting“. Und das kommt tatsächlich häufiger vor als man denkt. Die Hintergründe sind sehr unterschiedlich.

Der tolle Job mit viel Führungsverantwortung, um den einen viele beneiden, lässt sich schlecht mit dem Privatleben vereinbaren. Oder die Arbeitsbelastung ist so hoch, dass man kurz vor dem Burn-out steht. Auch die Verantwortung, die Führungskräfte tragen, kann dem ein oder anderen schon mal über den Kopf wachsen. So wie bisher kann es also nicht weitergehen. Es muss sich etwas ändern.

Um den Leidensdruck zu senken, geben Betroffene ihre bisherige Führungsposition auf und suchen sich einen neuen Job – mit weniger Verantwortung, weniger Gehalt und weniger Druck. Der Karriererückschritt kann durch Kündigung, ein Sabbatical oder auch durch das Reduzieren von Arbeitszeit erfolgen. Eine bewusste Entscheidung, die vielen nicht leichtfällt. Denn häufig wird sie von Außenstehenden mit Aufgeben oder Versagen gleichgesetzt.

Downshifting ist kein Phänomen einer bestimmten Zielgruppe. Es ist in allen Bereichen, Altersgruppen Hierarchiestufen und Branchen zu finden.

Mögliche Gründe können sein:

Überforderung und Belastung

Zahlreiche Arbeitnehmer leiden unter dem zunehmenden Arbeitsanfall. Sie müssen ständig flexibel und kreativ sein. Die Arbeitszeit wird dabei oft außer Acht gelassen. Stattdessen wird die Leistung kontrolliert, der Druck ist immens. Eine Entgrenzung der Arbeitszeit ist häufig die Folge. Die Gesundheit leidet und aus Stress und Überforderung wird nicht selten ein Burn-out.

Zeit, die Reißleine zu ziehen und kürzerzutreten.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Man möchte mehr Zeit mit den Kindern verbringen, die Frau möchte nach der Geburt wieder arbeiten gehen oder es fehlt die Zeit, sich mit Freunden zu treffen. Viele Privataktivitäten oder ein Familienleben, wie man es sich idealerweise vorstellt, lässt sich nicht mit dem Job vereinbaren. Pünktlichen Feierabend gibt es in zahlreichen Führungspositionen nicht.

Gibt es am derzeitigen Arbeitsplatz perspektivisch keine Möglichkeit, dies zu ändern, bleibt oftmals nur das Downshifting.

Ethische Anforderungen an den Job

Es gibt durchaus Beschäftigte, die hohe ethische Anforderungen an ihren Job und den Arbeitgeber haben. Häufig decken sich diese nicht mit denen der Unternehmensleitung. Oftmals stehen hier nur Gewinne und Profit im Vordergrund. Die Prioritäten sind also gänzlich anders.

Die eigenen Werte und Moralvorstellungen bleiben auf der Strecke und das demotiviert. Schließlich möchte man seine Arbeit gut machen und sich mit dem Unternehmen identifizieren können.

Steht man nicht hinter der Unternehmenskultur, ist man in dem Unternehmen falsch.

Leider hält sich das Verständnis der Kollegen oder auch Freunde für das Downshiftung häufig in Grenzen. Es sei denn, der Betroffene hat eine andere relevante Aufgabe (z. B. die Kindererziehung), aufgrund derer er den Karriererückschritt vollziehen möchte. Das sollte sie jedoch nicht davon abhalten, die Zukunft in die Hand zu nehmen und Entscheidung für das andere Berufsmodell zu fällen.

Diese Entscheidung kann den Leidensdruck beenden und einen Zugewinn an Zeit und Lebensqualität bedeuten.

Die berufliche Umorientierung muss ja auch nicht für immer sein. Wenn sich nach einiger Zeit im Karriererückschritt die beruflichen und privaten Prioritäten ändern, steht letztendlich auch jedem offen, sich anschließend wieder um einen beruflichen Aufstieg zu kümmern.

 


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