Was macht Arbeitslosigkeit mit der Psyche?

Was macht Arbeitslosigkeit mit der Psyche?Die Kündigung zu erhalten, ist in der Regel eines der schlimmsten Dinge, die einem Beschäftigten widerfahren kann. Damit klar zu kommen, ist für die meisten sehr schwer. Nicht nur die Existenz ist bedroht, sondern auch das Selbstwertgefühl extrem geschwächt.

Eine Forschungsarbeit zweier Wissenschaftlerinnen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat sich mit genau diesem Thema auseinandergesetzt. Sie haben untersucht, was mit Arbeitnehmenden passiert, die die Kündigung erhalten haben bzw. von einer möglichen Kündigung bedroht sind. Sie stützen sich auf Personendaten der Zeitspanne von 2007 bis 2018. Dabei wurde die Personengruppe gekündigter Beschäftigter mit einer Kontrollgruppe durchgängig beschäftigter Personen verglichen.

Die Gründe, warum Mitarbeitenden gekündigt wird, sind immer die gleichen. Unternehmen müssen Arbeitsplätze abbauen. Andere müssen Fixkosten durch Restrukturierung einsparen oder die digitale Transformation schlägt zu.

Hinzu kommen die individuellen Kündigungen, sei es z. B. aufgrund unbefriedigender Arbeitsleistung oder ständiger Krankheit.

Wie machen sich die Symptome der Arbeitslosigkeit bemerkbar?

Allein schon die Angst, künftig ohne Job dazustehen, kann krank machen. Ist es dann wirklich so weit und man hat die Kündigung erhalten, reduziert sich das soziale Zugehörigkeitsgefühl und das Wohlbefinden. Die Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass dieses Empfinden unabhängig vom Bildungsabschluss der Betroffenen ist. Die Folgen sind sowohl auf materieller, sozialer und mentaler Ebene zu spüren – und das bereits innerhalb des ersten Jahres. Ist es anfangs nur ein Kneipen- oder Kinobesuch mit Freunden auf den verzichtet wird, ist es später der ganze Urlaub, der wegfällt. Durch das niedrigere Haushaltseinkommen verschlechtert sich der Lebensstandard zunehmend und damit einher geht oftmals eine Vereinzelung der Betroffenen. Dies ist i. d. R. ein schleichender Prozess.

Anfangs verändert sich das gesellschaftliche Leben noch unbemerkt. Freundschaften bestehen weiter und am Vereinsleben kann auch weiterhin teilgenommen werden. Nach und nach ergibt sich jedoch das Gefühl nicht mehr ins gewohnte soziale Gefüge zu passen. Dadurch wird das Selbstwertgefühl gestört und ein Gefühl der Ausgrenzung kann sich einstellen.

Im Umgang mit schwierigen Situationen lässt der Optimismus nach und auch die eigene gesellschaftliche Position wird als gering eingestuft. Seelische Probleme wie Angst, Reizbarkeit und Niedergeschlagenheit nehmen zu. Das gilt sowohl für die Führungskraft als auch die ungelernte Arbeitskraft.

Besonders hart trifft die Arbeitslosigkeit allerdings Menschen mit geringer Qualifikation und niedrigem finanziellen Polster. Für sie sind unterstützende Maßnahmen zur zügigen Wiedereingliederung in die Erwerbstätigkeit notwendig, damit sich die negativen Konsequenzen der Arbeitslosigkeit nicht verfestigen.

Fazit

Unternehmen haben somit auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Sie seien genauso mitverantwortlich bei der Arbeitsplatzbeschaffung sowie der Ermöglichung von Einstieg und Wiedereinstieg in das Berufsleben. Natürlich könne man von Unternehmen nicht verlangen, dass sie Arbeitsplätze um jeden Preis erhalten. Man müsse durchaus unterscheiden zwischen wirtschaftlichen Interessen, die in erster Linie dem Unternehmen dienen und moralischen Interessen, die auch die Situation der Arbeitnehmenden berücksichtigen. Diese gelte es in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Eine Herausforderung, die die Unternehmen annehmen müssen, um letztendlich auch wettbewerbsfähig zu bleiben.

 


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