Nicht nur im Rahmen der COVID-19-Pandemie treten sie auf: Ängste und Verunsicherung, die sich bei allen Beschäftigten unterschiedlich äußern. Insbesondere in Krisenzeiten kochen die Emotionen oft hoch und sollten deshalb von Führungskräften und Arbeitgebern sehr ernst genommen werden.
Es kommt zum einen darauf an, die Emotionen überhaupt wahrzunehmen, um sie dann im zweiten Schritt richtig zu deuten. Nur so ist eine empathische, der Situation angemessene Reaktion möglich und der betroffene Mitarbeiter fühlt sich ernst genommen.
Dabei muss man sich immer wieder vor Augen führen, wie unterschiedlich die Mitarbeiter „ticken“. Der Eine macht sich große Sorgen um seine eigene Gesundheit, einem anderen kam die Corona-bedingte Auszeit ganz gelegen und verschaffte die Zeit, alle Aktivitäten etwas herunterzufahren. Die Ursache liegt in sehr individuellen Gefühlswelten und Wertesystemen. Diese können komplett unterschiedliche Reaktionen hervorrufen.
Durch Kurzarbeit und Homeoffice sind diese Emotionen an vielen Führungskräften vorbeigegangen. Häufig mit sehr unterschiedlichen Gefühlen. Einige wären froh, sich im Büro mit den Kollegen austauschen zu können. Andere machen sich Sorgen, im Betrieb einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt zu sein oder um den eigenen Arbeitsplatz.
Umso wichtiger ist es, dass Personalverantwortliche feine Antennen für die Emotionen der Arbeitnehmer entwickeln. Denn nicht jeder kann seine Gefühle zeigen oder vermeidet es, aus Angst sie könnten als Schwäche gedeutet werden. Alleine der Lockdown lässt die Mitarbeiter emotionaler werden, was häufig auch zu Spannungen im Kollegenkreis führen kann.
Emotionale Betroffenheit wird teilweise auch hinter rationalen Argumenten versteckt, was dann anschließend oft zu endlosen Diskussionen führt. Werden die Ziele, die eigentlich dahinterstecken, nicht erreicht, versuchen die Betroffenen es teilweise über andere Wege. Verschärft wird diese Situation durch die allgemeine große Unsicherheit, wie es im Unternehmen weitergeht. Diese Unsicherheit existiert auch auf Ebene der Unternehmensleitung. Dadurch müssen häufig Entschlüsse und Planungen geändert werden, was die Ängste der Mitarbeiter zusätzlich befeuert.
D.h. hinter den gezeigten Emotionen verbergen sich individuelle Wünsche, Ängste oder auch Erfahrungen. Um zu erkennen, was genau dahintersteckt, benötigen Führungskräfte ein gutes Gespür für Situationen. Denn jedes z. B. geäußerte „das geht nicht“ kann einerseits bedeuten, dass es aus fachlichen Gründen tatsächlich nicht funktioniert. Andererseits kann es aber auch sein, dass derjenige es schlicht und einfach nicht möchte. Man muss also herausfinden, was wirklich zutrifft, um dann auch so zu reagieren, dass die betreffende Person sich ernst genommen fühlt.
Dazu muss man sich des eigenen Wertesystems und der persönlichen Lebens- und Arbeitssituation bewusst sein. Um sich im Anschluss zu überlegen, wie sich diese vom jeweiligen Gegenüber unterscheiden. Nur dann kann man bewusst und rational auf Äußerungen reagieren, auch wenn sie für einen selbst nicht unbedingt nachvollziehbar sind. Die eigene Reaktion muss sicherstellen, dass die Identifikation mit dem und das Engagement des Mitarbeiters für das Unternehmen nicht angekratzt werden. Denn das sind Eigenschaften, die sich Führungskräfte von jedem Mitarbeiter wünschen.
Bemerkt man Emotionalität eines Teammitglieds, kann eine erste sinnvolle Reaktion dahingehen zu äußern, dass man sie wahrgenommen hat. Nach dem Motto „ich sehe, dass dieses Thema Sie bewegt“. Anschließend sollte man sich die Zeit lassen, um die Gründe für das Verhalten zu erfassen und sich nicht zu voreiligen Statements hinreißen lassen.
Wie so oft, gilt auch hier: „In der Ruhe liegt die Kraft.“
Unser Inhouse-Seminartipp: Führen von Mitarbeitern in Ausnahmesituationen
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