Unternehmensmoral – mehr schlecht als recht?

Unternehmensmoral - mehr schlecht als rechtEhrlich und fair scheint es in vielen deutschen Unternehmen nicht zuzugehen – der Meinung sind auf jeden Fall zahlreiche Beschäftigte. Preisabsprachen, Datenmissbrauch, die Dieselaffäre in der Automobilbranche und z. B. Wirtschaftskriminalität sorgen dafür, dass derzeit in den Unternehmen eine sehr misstrauische Stimmung herrscht. Die Mitarbeiter sind weder von der Integrität ihrer Arbeitgeber noch von der Ehrlichkeit der Kollegen überzeugt. Im Gegenteil: Viele vermuten wirtschaftskriminelle Aktivitäten und Verstöße gegen moralische und ethische Erwartungen.

Das ist das Ergebnis der Gallup-Umfrage „The Real Future of Work – Die Arbeitswelt von Morgen“. Lediglich jeder dritte Arbeitnehmer hält seinen Arbeitgeber für integer und glaubt, dass er weder die Kunden belügt noch wichtige Informationen verschweigt.

Das wird durch den aktuellen Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) von Transparency International bestätigt. Darin hat Deutschland 2018 einen Punkt verloren und belegt mit Großbritannien Rang 11. Weltweit ist Dänemark mit 88 Punkten Spitzenreiter vor Neuseeland und Finnland. Dort wird Korruption im Ländervergleich am wenigsten intensiv wahrgenommen. Auch aus Sicht der Arbeitgeber nehme Korruption und Bestechung in Wirtschaft und öffentlichen Institutionen deutschlandweit zu.

Die Empfindung europäischer Arbeitnehmer sei leider, dass die Grenzen der Unternehmensmoral sehr flexibel gehandhabt und auch oft überschritten würden. Das sei fatal, da es gerade in einer Arbeitswelt des schnellen Wandels und zunehmender Komplexität wichtig sei, durch eingehaltene Standards und Richtlinien Sicherheit zu vermitteln. Nur 22 % der deutschen Beschäftigten halten ihr Unternehmen für nicht egoistisch und vom Profit getrieben. Und lediglich 17 % trauen den Kollegen zu, im Interesse ihrer Kunden zu handeln. Diejenigen, die sich mit Vorgesetzten regelmäßig über die Unternehmensethik und -moral austauschen, sind eher bereit zu glauben, dass Chefs ihre Kunden niemals anlügen würden (43 %).

In aller Munde ist in dem Zusammenhang das Schlagwort „Compliance“. Diese wird allerdings eher verstanden als Regeleinhaltung und Rechtskonformität. Ihr Ziel sei die Abschreckung regelwidrigen Verhaltens. Was nicht bedeute, dass sie zwangsläufig gesetzeskonforme Handlungen hervorbringe. Sie erhebe auch gar nicht erst den Anspruch, die Unternehmensethik abzudecken. Auch die Förderung erwünschten Verhaltens sei nicht das Ziel von Compliance. Laut Gallup-Studie sind Mitarbeiter, die an Compliance-Schulungen teilgenommen haben, genauso wenig von der Redlichkeit bzw. Rechtschaffenheit ihrer Arbeitgeber überzeugt (35 %), wie Kollegen ohne Compliance-Schulung (33 %). Die Mehrheit bestätigt auch, durch die Schulung nicht inspiriert worden zu sein, sich für die Unternehmensmoral zu engagieren.

Bei „Integrität“ hingegen gehe es um ein Streben nach moralischem Handeln. Dabei werden Mitarbeiter animiert, Unternehmenswerte und Prinzipien mit zu entwickeln und sich durch Eigenmotivation und Autonomie daran zu orientieren.

Vereinfacht formuliert gilt: Compliance überwacht bzw. straft und Integrität fördert.

Integrität sollte also Teil der Unternehmensphilosophie sein. Was natürlich nur dann funktioniert, wenn die Werte auch gelebt werden – angefangen bei der Unternehmensleitung, über die Führungskräfte bis hin zu den Mitarbeitern. Nur dann kann Vertrauen aufgebaut werden. Das gilt übrigens nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für die Kunden.

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Fairness in Führung und Organisation


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