Frauen reden den ganzen Tag – Männer können nicht zuhören, Männer machen Karriere – Frauen den Haushalt, Frauen können nicht einparken, Männer weinen nicht, Frauen lieben Schuhe, … Was gibt es nicht alles für Klischees über die Verschiedenheit der Geschlechter. An manchen ist mehr dran, an anderen weniger. So habe ich schon von einigen Partnern gehört, bei denen der Mann überwiegend den Haushalt schmeißt. Auch kenne ich Männer, die gerne shoppen gehen und Frauen die super einparken können…
Einen tatsächlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern hat nun eine Untersuchung des internationalen Forschungsteams um Claus Lamm von der Universität Wien aufgedeckt. Der Untersuchung zu Folge beeinflusst nämlich Stress die Geschlechter unterschiedlich.
40 Männer und 40 Frauen nahmen an dem Verhaltensexperiment teil. Dabei wurde experimentell eine stark stressende Situation hergestellt, in der die Teilnehmer eine öffentliche Präsentation halten und anspruchsvolle Rechenaufgaben unter Zeitdruck lösen mussten. Während dessen wurde der „Stresspegel“ über die Pulsfrequenz sowie das Stresshormon Cortisol gemessen.
Noch völlig gestresst von diesen Situationen mussten die Versuchspersonen verschiedene Aufgaben zur Messung von Empathie und Perspektivenübernahme bearbeiten. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig: In allen Aufgaben zeigten sich entgegengesetzte Effekte von Stress auf die sozialen Fähigkeiten von Männern und Frauen. Frauen waren in der Lage, empathischer auf andere Personen zu reagieren, während Männer eher Verhaltensmuster zeigten, die für Kampf- oder Fluchtsituationen typisch sind. Männer verhielten sich also egozentrischer und weniger empathisch.
Zugegeben, ein umgekehrtes Ergebnis wäre überraschender gewesen. Dennoch interessant, dass dieser im Alltag tatsächlich hin und wieder zu beobachtende Geschlechterunterschied nicht nur eine Frage der Wahrnehmung, sondern tatsächlich wissenschaftlich bewiesen ist.
Die Frage nach dem Warum bleibt bisher allerdings unbeantwortet. Mögliche Einflussfaktoren können erziehungsbedingte und kulturelle Einflüsse sowie auch biologische Vorgänge sein. Eine weitere Studie soll deshalb folgen.
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