Schlechte Mitarbeiterführung: die dunkle Seite der Macht

Schlechte Mitarbeiterführung: die dunkle Seite der MachtIst der Chef nicht im Büro, kochen die Emotionen schon mal hoch. Lautstark beschwert sich der ein oder andere über dessen Mitarbeiterführung. Ob dies gut oder schlecht ist, ist jedoch sehr subjektiv. Wohl jeder hat aber schon einmal schlechte Erfahrungen mit Vorgesetzten, Lehrern oder Trainern gemacht.

Gibt es sie also, die schlechte Führungskraft?

Vermutlich können alle Beispiele benennen. Objektiv betrachtet handelt es sich um eine schlechte Führungskraft, wenn es nicht mehr nur um einzelne Ausfälle bzw. ein Fehlverhalten geht, sondern vielmehr gehäuftes, unethisches Verhalten auftritt. Dazu zählt auch eine Mitarbeiterführung, die den eigenen Vorteil auf Kosten anderer sucht.

Häufig muss man nicht lange forschen, worin sich ein solches Verhalten begründet. Es existieren einige negative Wesenszüge, die dieses Verhalten fördern können.

„Die dunkle Triade der Persönlichkeit“

Psychologen nennen die Kombination der Eigenschaften Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie die „dunkle Triade der Persönlichkeit“. Oft korrelieren die drei Wesenszüge auch. Wer sie verkörpert, ist zwar bei den Mitarbeitern nicht beliebt, kommt aber in der Regel gut durchs (Arbeits-)Leben. Auch, weil niemand ihn aufhält und zulasten der Mitarbeiter persönliche Erfolgsziele erreicht werden. Davon kann die Organisation zumindest kurzfristig profitieren. Es sein denn, die Zahlen werden irgendwann schlecht oder der öffentliche Druck hinsichtlich einiger Verfehlungen wird zu hoch.

 Der Narzisst

Er ist im Grunde genommen auf die Mitmenschen angewiesen, da er ihre Bewunderung benötigt, um sich selbst besser dastehen zu lassen. Der Narzisst hat eine stark überzogene Selbstwertschätzung und ist oftmals ein Netzwerktalent. Er glaubt, besser zu sein als andere. Dabei versteht er es durchaus zu begeistern und dadurch Teamleistungen kurzfristig zu steigern. Der Narzisst hat die Fähigkeit, sich veränderten Bedingungen schnell anzupassen. Seine Zielsetzung ist sehr hoch, Mitarbeiter, die diese nicht erreichen, werden sanktioniert. Kurzfristig kann dieses Verhalten für das Unternehmen sogar von Vorteil sein, solange sich keine Widerstände auftun.

Arbeitgeber interessieren sich leider häufig nicht für die Rahmenbedingungen des Erfolgs. Narzisstische Chefs werden daher oft als sehr effektiv wahrgenommen.

Der Machiavellist

Darunter versteht man eine manipulative Persönlichkeit, die von Zynismus und einem Misstrauen gegenüber anderen und deren Absichten geprägt ist. Der Machiavellist stärkt seine Macht ohne jegliche Moral und Mitgefühl für andere.

Weil der Zweck für ihn die Mittel heiligt, stellt der Machiavellist seine eigenen Regeln auf und geht, wenn nötig, über moralische und gesetzliche Grenzen hinweg.

Der subklinische Psychopath

Er zeigt im Arbeitsleben ein ausbeuterisches und rücksichtsloses Verhalten verbunden mit emotionaler Kälte und einem impulsiven Arbeits- und Lebensstil. Der subklinische Psychopath ignoriert oft Regeln und Strukturen und kann sich nur schwer an Ziele und Pläne halten.

Er ist zwar emotionslos, aber oftmals sehr intelligent und versteht es, andere Menschen in seinem Sinne zu beeinflussen.

Warum gibt es immer mehr dieser schlechten Führungskräfte?

Zunächst einmal lässt sich diese Einschätzung schlecht messen, letztlich ist sie ein subjektives Empfinden. Fakt ist aber: wenn es in Unternehmen einige wenige von ihnen gibt, können diese es schaffen, eine Kultur bzw. eine Gemeinschaft zu zerstören.

Die immense Arbeitsverdichtung und der enorme Erfolgsdruck begünstigen „Bad Leadership“. Erholungsphasen geraten immer mehr aus dem Fokus – im Gegenteil: den Mitarbeitern wird immer mehr abverlangt. Egal wie gut sie arbeiten, sie haben dadurch keinen Vorteil. Gleichzeitig sehen sie, dass die Kollegen, die sich auf Kosten anderer durchboxen, vorankommen. Ein Gewöhnungsprozess an das Schlechte kommt in Gang.

 Fördern die Mitarbeiter die „dunkle Triade der Persönlichkeit?

Unbewusst kann dies durchaus der Fall sein. Da gibt es zum einen die Ängstlichen, die sich nicht trauen, Kritik zu äußern, da sie Schikane oder gar eine Kündigung befürchten.  Andere versuchen durchzuhalten, in der Hoffnung, dass sich alles schnell wieder zum Besseren wendet. Dritte unterstützen den ungeliebten Chef, weil sie hoffen, davon zu profitieren. Und dann gibt es noch diejenigen, die sich nie einer Führungskraft widersetzen würden. Sie haben es gelernt, Autoritäten zu folgen.

Was können die Personalabteilungen tun?

Grundvoraussetzung für eine Änderung ist es die Belastungssituation zu erkennen, die durch die Arbeitsverdichtung entstanden ist. Notwendig sind auch klare Vorgaben, wie Grenzüberschreitungen von Führungskräften zu ahnden sind.

Personalentwicklung muss also ganzheitlich tätig werden. Wichtig dafür sind regelmäßige Mitarbeitergespräche, auch bei Kündigungen. Sie ermöglichen es, Stimmungen in der Belegschaft zu erfassen und Hinweise für Fehlverhalten zu erhalten.

Sucht HR gleichzeitig das Gespräch zu den Führungskräften und interessiert sich für ihr privates Umfeld, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, mitzubekommen, wenn sich die Führungskraft in eine falsche Richtung entwickelt und mit Coachings und Hilfe gegenzusteuern.

Von automatischen Beförderungen bei Erfolg sollte abgesehen werden. Steht eine Beförderung an, geht z. B. Google mit einem guten Beispiel voran. Dort wird die Meinung des Teams in die Entscheidung einbezogen. Dieses kann Empfehlungen aussprechen, ob die eigene Führungskraft auch für höhere Positionen infrage kommt. Und ob sie verantwortungsvoll und integer gegenüber dem Team agiert hat.

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