Psychische Erkrankungen: Arbeitsausfälle verdreifacht

Psychische Erkrankungen: Arbeitsausfälle verdreifachtMehr und mehr Arbeitnehmer leiden an psychischen Erkrankungen und fallen im Betrieb dadurch häufig längere Zeit aus. Laut DAK-Psychoreport 2019 waren im vergangenen Jahr 2,2 Millionen Menschen psychisch erkrankt, d. h. in Deutschland meldete sich jeder 18. Arbeitnehmer deswegen krank. Seit 1997 habe sich die Anzahl der Fehltage aufgrund von Depressionen, Anpassungs- oder Angststörungen mehr als verdreifacht. Die häufigste Diagnose sei die Depression.

Der DAK-Psychoreport ist eine Langzeit-Analyse mit Auswertung der anonymisierten Daten von 2,5 Millionen erwerbstätig Versicherten. 2018 fiel jeder Versicherte im Durchschnitt 2,4 Tage wegen psychischer Erkrankungen aus. Seelenleiden waren daher im vergangenen Jahr die dritthäufigste Krankheit. Vor allem die Ausfalltage wegen Anpassungsstörungen, die z. B. nach schweren Schicksalsschlägen auftreten können, haben in den letzten Jahren rasant zugenommen. Seit dem Jahr 2000 verdreifachten sie sich.

Der DAK-Vorstandschef Andreas Storm geht davon aus, dass diese Entwicklung mit dem mittlerweile offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen einhergehe. Man könne aber nicht rückschließen, dass es generell in der Bevölkerung einen Anstieg psychischer Erkrankungen gebe. Betroffene seien inzwischen eher bereit, mit ihrem Arzt offen über ihr psychisches Leiden zu sprechen. Früher sei das eher ein Tabu-Thema gewesen.

Dieser offene Umgang spiegele sich in den Unternehmen aber leider nicht wieder. Die Arbeitgeber seien nun gefordert, psychische Belastungen und Probleme aktiv anzugehen, Prävention zu betreiben und den Mitarbeitern Hilfe anzubieten.

Die Zusatzdiagnose Burn-out habe zwar in den letzten Jahren deutlich an Relevanz verloren, sei aber in 2018 wieder angestiegen. Am häufigsten seien Arbeitnehmer „60plus“ davon betroffen seien. Grund dafür sei oftmals chronischer Stress am Arbeitsplatz, der nicht verarbeitet werden könne.

Es gebe einen grundsätzlichen Zusammenhang zwischen dem Alter und seelischen Leiden. Mit dem Alter nehme die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen kontinuierlich zu. Frauen seien dabei knapp doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Betrachte man die Branchen können man feststellen, dass in der „Öffentlichen Verwaltung“ und im Gesundheitswesen die Mitarbeiter überproportional seelisch leiden. So kamen 100 Beschäftigte in der Öffentlichen Verwaltung im vergangenen Jahr auf 358 Fehltage. Der Durchschnitt über alle Branchen hinweg lag bei 236 Ausfalltagen.

Auch regional gebe es deutliche Unterschiede. Das Saarland liege mit 3,1 Fehltagen je Versichertem ganz vorn, während die Bayern auf lediglich 1,9 Fehltage kämen.

Von Führungskräften erfordert dieses Krankheitsbild ein hohes Maß an Sensibilität und Handlungskompetenz, um betroffene Kollegen bestmöglich unterstützen und Präventionsmaßnahmen ergreifen zu können.


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