Entspanntes Arbeiten ohne größere Konflikte, ist in zahlreichen Unternehmen nicht möglich. Oftmals gehört das Auftreten von Mobbing zur traurigen Realität. Umso bitterer, weil die meisten von uns den Großteil des Tages am Arbeitsplatz verbringen. Schlimmstenfalls führt es für die Betroffenen dazu, dass sie sich aufgrund der psychischen Belastungen krankschreiben lassen bzw. kündigen, weil sie sich dem feindseligen Verhalten der Kollegen bzw. Vorgesetzten nicht entziehen können.
Viking hat in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll in einer repräsentativen Studie 1.000 deutsche Arbeitnehmer zu diesem Thema befragt. Sie wollten herausfinden, wie häufig Mobbing an deutschen Arbeitsplätzen tatsächlich vorkommt und wie kompetent Arbeitgeber und Vorgesetzte sind, Mobbingsituationen im eigenen Unternehmen zu erkennen, sie zu lösen bzw. sie zu verhindern.
Definition von Mobbing
Das Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein hat Mobbing so definiert: „Der Begriff Mobbing beschreibt eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch, oft und während einer längeren Zeit mit dem Ziel und/oder dem Effekt des Ausstoßens aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und sie als Diskriminierung empfindet“ (AZ.: 3 Sa 1/02).
Oftmals wird Mobbing vom Vorgesetzten nur schwer erkannt, da dieser häufig stark in den eigenen Arbeitsalltag eingebunden ist. Hinzu kommt, dass es sich hierbei meist um einen Gruppenprozess handelt und der hauptsächliche Täter keine größere Rolle spielt und von Anhängern und passiven Mitwissern zusätzlich gedeckt wird.
Anzahl der Betroffenen
Die Studie habe gezeigt, dass Mobbing kein branchenspezifisches Problem sei, es ziehe sich durch alle Altersstufen und Hierarchieebenen. Mehr als 60 % der Befragten gaben an, Mobbing am Arbeitsplatz erlebt zu haben. 24 % waren sogar selbst betroffen und weitere 37 % seien Zeugen von Mobbing gewesen. Jeder zweite gehe auch davon aus, dass Kollegen mit Mobbing durchkommen könnten. Dazu zählt mit über 30 % neben den Vorgesetzten auch die Geschäftsführungsebene.
Jeder vierte Arbeitnehmer gehe davon aus, dass die eigenen Führungskräfte nicht in der Lage wären, Anzeichen von Mobbing zu erkennen. 20 % zweifeln sogar daran, dass ihre Vorgesetzten Mobbingsituationen schnell und fair lösen können.
Unterschiede im Alter und Geschlecht
Laut Auswertung ist das Risiko Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz zu werden, bei jüngeren Beschäftigen fast doppelt so hoch ist wie bei den über 55-Jährigen.
Dabei habe sich das Erscheinungsbild des Mobbens im Laufe der Zeit verändert. Im Zuge der technologischen Entwicklung seien neue Formen entstanden. Durch das weltweite Kommunikationsnetz fordere das anonyme world-wide-web Opfer, die sich kaum wehren können (Cybermobbing). Seien die gestreuten Attacken, Gerüchte oder Fake-News einmal im Netz, können sie kaum wieder richtiggestellt bzw. gelöscht werden.
Zwischen den Geschlechtern zeigen sich beim Erleben von Mobbing keine signifikanten Unterschiede. Auch bei der Anzahl der Mobbingtäter sind die Unterschiede nur gering: 5 % der Frauen gaben an, selbst am Arbeitsplatz schon einmal gemobbt zu haben. Bei den Männern waren es 6 %.
Wie ist der Umgang mit Mobbing am Arbeitsplatz?
Nur 16 % der Führungskräfte traue sich zu, Anzeichen von Mobbing zu erkennen. 27 % gaben an, ein spezielles Training zum Thema Mobbing erhalten zu haben. Jeder Zweite fühle sich mit den richtigen Prozessen und Instrumenten (z. B. Beschwerdeverfahren, Verwarnung, Mediation) ausgestattet, um Mobbingsituationen am Arbeitsplatz fair und effizient auflösen zu können. 53 % glauben verhindern zu können, dass Mobbing am Arbeitsplatz überhaupt erst auftritt.
Unter 30 % der Millennials wünschen sich, dass Vorgesetzte mehr auf das Verhalten ihrer Mitarbeiter achten. Den Babyboomern sind mit 40 % Weiterbildungsmöglichkeiten im Umgang mit Mobbing wichtig.
Was können Arbeitgeber tun?
Mobbing werde von derzeitigen Arbeitgebern nicht ernst genug genommen, findet einer von drei Befragten. Der Vorstandsvorsitzende des Bündnisses gegen Cybermobbing e.V. Uwe Leest erklärt das so, dass Vorgesetzte teilweise dazu neigen, gezielt wegzuschauen, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass ein Mobbing-Problem unter ihrer Führung existiere. Im schlimmsten Fall reihen sie sich noch in das Verhalten ein, damit das Opfer das Unternehmen schneller verlasse. Oftmals werde Mobbing dann als Neckerei, ein Missverständnis oder persönliches Problem dargestellt und nicht als Problem der Firma wahrgenommen.
Präventiv schlägt Uwe Leest vor, dass man idealerweise bei mobbingfördernden Strukturen innerhalb eines Unternehmens ansetze, z. B. bei einem konkurrenzorientierten Klima bzw. starren Hierarchien. Weiterhin seien innerbetriebliche Aufklärung und Information wichtige Schritte zu einem konfliktfreien Betrieb. Eine weitaus höhere Wirkung habe die Etablierung einer innerbetrieblichen Anlauf- und Beratungsstelle, die personell und organisatorisch entsprechend ausgestattet sei.
Auch Arbeitnehmervertretungen wie Betriebsräte, Schwerbehindertenvertreter oder z. B. Frauenvertreter können im Rahmen ihrer jeweiligen gesetzlichen Rechte tätig werden, wenn sie um Hilfe gebeten werden.
Handlungsmöglichkeiten von Betroffenen und Beobachtern
Laut Herrn Leest sollen Betroffene ihr Problem auf jeden Fall öffentlich ansprechen und sich Hilfe suchen. Dies können Sie tun, indem sie sich direkt an Vorgesetzte oder Kollegen wenden oder ggf. den Betriebs- oder Personalrat einschalten.
Auch ein Arzt oder eine Beratungsstelle könne kontaktiert werden, wenn nötig, auch die Polizei eingeschaltet werden.
Auch Beobachter sollten schnell aktiv werden, denn je länger ein Mobbingprozess dauere, desto mehr Personen beteiligen sich daran. Bedeutet, Intrigen sollten nicht unterstützt werden, sondern Partei für das Opfer ergriffen und Betroffene angesprochen werden. Jedoch solle der Beobachter kein Schritt ohne die Einwilligung des Betroffenen einleiten. Der Beobachter könne weiterhin anbieten, bei einem Klärungsgespräch dabei zu sein oder Rechtsbeistand zu vermitteln.
Der Diplom-Psychologe Dr. Klaus Mucha merkt an, dass beobachtende Kollegen eines Mobbingprozesses lediglich eine soziale Verantwortung als Mitmenschen tragen. D. h. jeder könne selbst entscheiden, ob er solidarisch handele oder sehenden Auges passiv zu bleiben – aus Angst davor, selbst das nächste Opfer zu sein.
Fazit
Die Studie bestätige, dass Mobbing am Arbeitsplatz ein weitläufiges Problem sei und dass Führungskräfte in der Regel mehr Unterstützung benötigen, um mit Mobbingsituationen am Arbeitsplatz umzugehen.
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