Gesundheitliche Belastungen haben aufgrund steigender Arbeitsintensität und -verdichtung stark zugenommen. Die Bedeutung von Gesundheit wird einem spätestens dann bewusst, wenn Mitarbeiter nicht mehr wie gewohnt ihre Leistung erbringen oder man sich auch selbst nicht mehr fit fühlt. Burn-out, psychische Erkrankungen, zunehmende Fehl- und Ausfallzeiten stellen ein beträchtliches Konfliktpotenzial im Unternehmen dar und setzen Führungskräfte wie Mitarbeiter unter erheblichen Druck. Nicht zu vergessen, dass krankheitsbedingte Ausfalltage sehr teuer für das Unternehmen sind.
Führungskräfte haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern. Denn diese verfügen über eine wichtige Ressource, ihre Arbeitskraft. Um diese zu schützen und zu erhalten, sollten die Vorgesetzten durch eine gesundheitsförderliche Arbeitshaltung bzw. -gestaltung Einfluss nehmen und die Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiter fördern. Gesunde Führung ist das Schlagwort. Darunter versteht man die Beeinflussung der Mitarbeiter und ihrer Umgebung, sich körperlich und seelisch gesund zu halten. Soll heißen, körperlichen und seelischen Beschwerden soll vorgebeugt bzw. sie sollen gesenkt werden, mit dem Ziel die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen. Die Folge sind weniger Fehlzeiten und Fluktuation sowie ein besseres Arbeitsergebnis – was sich letztendlich auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens niederschlägt.
D.h. Führungskräfte beeinflussen das Wohlbefinden und somit die Arbeitszufriedenheit und -motivation ihrer Mitarbeiter. Viele setzen daher auf ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Dabei geht es nicht nur darum, Krankheiten und Fehlstände zu verwalten. Gefragt ist ein Gesamtkonzept, das über gestreute Einzelmaßnahmen hinausgeht, präventiv vorgeht und an den Ursachen arbeitet. Die gesunde Führung ist ein wichtiger Bestandteil dessen, denn körperlich und seelisch gesunde Mitarbeiter fühlen sich besser integriert, identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen und sind insgesamt zufriedener.
Was macht nun gesunde Führung aus?
- Der Arbeitsplatz sollte ergonomisch gestaltet Angefangen von höhenverstellbaren Schreibtischen, über ergonomische Schreibtischstühle bis hin zu Unterlagen für Tastatur und Maus.
- Schaffung einer positiven Arbeitsatmosphäre, mit einer Kultur des Vertrauens und der gelebten Anerkennung und Wertschätzung. Dies sollte sich auch in der Unternehmenskultur
- Verteilung von Arbeitsaufträgen nach individuellen Stärken der Mitarbeiter. Das setzt voraus, dass man diese auch kennt und grundsätzlich Interesse für die Mitarbeiter
- Die Arbeitsumgebung sollte so angenehm und ansprechend wie möglich sein: z. B. Tageslicht, Rückzugsmöglichkeiten, Garten/Balkon für die Mittagspause, Fitnessmöglichkeiten, Pflanzen, Obstkorb.
- Arbeitsinterne Prozesse und Strukturen sollten so schlank und effektiv wie möglich gestaltet sein.
- Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion. Auch ihre eigene Gesundheit ist wichtig: sind sie krank, sollten sie zuhause bleiben und sich auskurieren – auch wenn sie sich aufgrund ihrer Funktion eines höheren Drucks ausgesetzt fühlen. Ansonsten werden sie unglaubwürdig, wenn sie ihre eigene Gesundheit ignorieren, sich aber für die Gesundheit des Teams einsetzen wollen. Zeigen Vorgesetzte auch Interesse an den Wünschen und Befindlichkeiten ihrer Mitarbeiter, können sie leichter abschätzen, was jeder einzelne braucht, um einen guten Job zu machen und mit Freude bei der Sache zu sein. Wird die Vorbildfunktion von den Führungskräften berücksichtigt, sind deren Mitarbeiter psychisch um 40 % gesünder als in Unternehmen, in denen diese nicht der Fall ist (vgl. Top Job Trendstudie, compamedia GmbH).
- Persönliche Gesundheit ist letztendlich Privatsache, der Mitarbeiter entscheidet selbst, was er über sein Krankheitsbild erzählt und sollte nie aktiv dazu befragt werden. Das muss der Vorgesetzte respektieren, Sensibilität unter Beweis stellen und Unterstützung zusichern, wenn diese gewünscht ist.
Was kann die Führungskraft aktiv zur Gesundheit beitragen?
- Ergonomie am Arbeitsplatz durch entsprechendes Equipment sicherstellen
- Erkennen von Warnsignalen – Belastungsfaktoren reduzieren
- Mitarbeiter in schwierigen Phasen begleiten
- Sportliche Aktivitäten innerhalb des Teams planen (z. Radfahren, Joggen, Paddeln, Minigolf spielen …), das baut Stress ab und fördert den Teamgeist
- Nette, kleine Gesten für die Mitarbeiter (z. B. Wertschätzung und Lob, Willkommensgruß nach Abwesenheit, Obstkorb für das Team …)
Welche Krankheiten kommen am häufigsten vor? *
- Rückenleiden und andere Muskel- und Skelett-Erkrankungen (21 % der Gesamtfehltage)
- Atemwegserkrankungen (16 %)
- Psychische Erkrankungen (15 %)
*(lt. DAK Gesundheitsreport 2018)
Fazit:
Führungskräfte haben eine Fürsorgepflicht im Hinblick auf ihre Mitarbeiter. Auf die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz können sie aktiv Einfluss nehmen. In private Dinge sollten sie sich nicht ungefragt einmischen – maximal können sie ihre Unterstützung anbieten, wenn diese vom Arbeitnehmer gewünscht ist.
Zwischen der Führung und der Gesundheit der Beschäftigten gibt es einen direkten Zusammenhang. Der Vorgesetzte kann auf jeden Fall die Gesundheit der Mitarbeiter positiv beeinflussen – unabhängig davon, wie groß sein Handlungsspielraum ist. Voraussetzung dafür ist, dass gesundheitsgefährdende Entwicklungen frühzeitig erkannt und dadurch Druck und Stress reduziert werden.
Eine entscheidende Grundlage für das funktionierende Miteinander ist das Interesse am anderen. Zuhören können, reflektieren und wertschätzen sind wichtige Eigenschaften, die die Motivation und Zufriedenheit fördern – und somit die Gesundheit stärken.
Schreibe einen Kommentar