Der ungeliebte Chef

Der ungeliebte ChefFührungskraft zu sein, ist oftmals ein hartes Los: die Urteile der Mitarbeiter sind teilweise gnadenlos.

Glaubt man den Beschwerden der Mitarbeiter und dem Bürotratsch, sind die meisten Führungskräfte inkompetent und überfordert. Dem Chef wird unterstellt, dass er nicht wisse, was sein Team tagtäglich leiste und keine Vorstellung davon habe, was es bedeute, Änderungswünsche umzusetzen. Ganz abgesehen davon, dass die Beschäftigten sich häufig nicht wertgeschätzt fühlen. Geht es nach ihnen, sollten Führungskräfte Allrounder sein. Sie möchten sich auf sie verlassen können – schließlich sollen ihre Arbeitsplätze gesichert sein.

Das ist also eine der Rollen, die die Führungskraft innehat, die Leitung des eigenen Teams. Zusätzlich hat sie aber noch andere Rollen, z. B. gegenüber gleichgestellten Kollegen, dem eigenen Vorgesetzten und dem Betriebsrat. Alle haben unterschiedliche Erwartungen, an denen die Führungskraft sich messen lassen muss. Diese informellen Verhaltenserwartungen sind üblicherweise nicht in der Stellenbeschreibung zu finden. Aber passen diese ungeschriebenen Gesetze, die zwar alle kennen, tatsächlich noch mit der modernen, sich ständig wandelnden Arbeitswelt zusammen? Sie haben sich oft über die Jahre hin entwickelt und verändern sich nicht so schnell wie die Unternehmen selbst.

Gerade in kleinen bzw. mittelständischen Betrieben mit einer tief verankerten Organisationskultur sind traditionelle Rollenbilder zu finden. Gleichzeitig ist die Dynamik und Komplexität von Führungsverantwortung gestiegen. Technische Entwicklungen, globale Märkte und auch gesellschaftliche Erwartungen fordern von Führungskräften, sich permanent auf andere Gegebenheiten einzustellen. Seit langem sind sie nicht mehr nur für ihre Mitarbeiter verantwortlich. Das lässt sich natürlich nicht immer mit den Bedürfnissen und Interessen der einzelnen Mitarbeiter vereinbaren. Aus wirtschaftlichen Gründen kann es zeitweise sogar notwendig sein, diese im Interesse des Unternehmens wegzublenden. Das macht den Chef bei seinen Mitarbeitern natürlich nicht beliebter.

Die Vielfalt der eigenen Tätigkeitsfelder führt dazu, dass die Führungskraft den Job der Mitarbeiter nicht beherrschen muss. Teilweise ist es ja sogar so, dass Führungskräfte aus völlig anderen Branchen kommen. Idealerweise sollten sie aber folgende Fähigkeiten haben:

• Belastbarkeit
• Disziplin
• Vorbildfunktion für die Mitarbeiter
• Mut, Entscheidungen zu treffen
• Zielstrebigkeit
• Sich mit Experten vernetzen, die Tipps geben können
• Überzeugungskraft
• Demut
• Dazu stehen, nicht alles wissen zu können

Sie sollten sich auf jeden Fall dessen bewusst sein, dass die Mitarbeiter nur im Sinne des Teams arbeiten, wenn sie sich wertgeschätzt fühlen. Voraussetzung für ein effektives gemeinsames Arbeiten ist also ein ständiger Prozess des Gebens und Nehmens. Eine entscheidende Rolle dabei spielt auch die Integrität des Chefs, d. h. steht er zu seinen Versprechen und behält Vertraulichkeiten für sich.

Jedoch sind auch die Mitarbeiter gefordert, ihren Anteil zu einer funktionierenden Beziehung zwischen Führungskraft und Beschäftigten beizutragen. Sie müssen gewillt sein, Verantwortung zu übernehmen und sich eigenständig mit der Problemlösung auseinandersetzen. Frühere Rollenbilder, die sie vor schwierigen Aufgaben geschützt haben, sind passé. Und nicht immer ist der Vorgesetzte Schuld, wenn sie selbst unzufrieden sind.

Gegenseitiges Verständnis, Respekt und offene Worte wären sicherlich oft hilfreich, das Arbeitsergebnis im Team zu verbessern.

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