Bei dieser Frage scheinen Wunsch und Realität auseinanderzuklaffen. In dieser Woche veröffentlichte das Bundesministerium für Familie den
Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016.
Demzufolge scheint dieses Thema in den Firmen schlechter zu funktionieren, als es öffentlich dargestellt wird. 83% der Geschäftsleitungen behaupten, familienfreundliche Rahmenbedingungen seien bei Ihnen selbstverständlich, das sehen aber nur 60% ihrer Mitarbeiter so.
Bemängelt wird von den Beschäftigten, die fehlende Vorbildfunktion ihrer Führungskräfte. Insbesondere männliche Führungskräfte sind gefragt, die Modelle Elternzeit oder auch Teilzeit zu leben. Dann funktioniert es auch mit den Arbeitnehmern. Die Studie hat gezeigt, dass wenn in der Hinsicht mit gutem Beispiel vorangegangen wird, die Anzahl der Elternzeit Anträge von Männern um ein Fünffaches steigt. Führung scheint demnach ein wichtiger Erfolgsfaktor zu sein. Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter bestärken, familienfreundliche Maßnahmen in Anspruch zu nehmen, wird der Betrieb als familienfreundlich wahrgenommen. Und alle freut’s: Die Arbeitszufriedenheit und Motivation steigt.
Familienfreundlichkeit scheint also nur dann realisierbar, wenn sich die gewünschte Unternehmenskultur und Personalpolitik auch wirklich im Alltag widerspiegeln – und zwar für beide Geschlechter sowie in unterschiedlichen Lebensphasen. Da scheint es nicht verwunderlich, dass eine lebensphasenorientierte Personalpolitik, die alle einbezieht, d.h. auch Beschäftigte ohne Kinder oder auch z.B. ältere Arbeitnehmer, zur Zeit erst in 43% der Unternehmen etabliert ist – aber von 81% der Mitarbeiter gefordert wird.
Unabhängig von der Führungskultur, ist die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation nach wie vor das zentrale Handlungsfeld der Betriebe. Insbesondere Arbeitszeitmodelle, die eine individuelle Ausgestaltung von Lage und Dauer der Arbeitszeiten in unterschiedlichen Lebenslagen ermöglichen, sind gefragt. Räumliche Flexibilität in Form von Telearbeit und mobilem Arbeiten ist weiterhin auf dem Vormarsch. Durch die zunehmende Digitalisierung wird diese erheblich erleichtert. Der digitale Wandel wird von den meisten Personalverantwortlichen und Arbeitnehmern auch nicht negativ, sondern eher als Chance für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesehen.
Obwohl nach wie vor Handlungsbedarf in den Unternehmen besteht, ist der Stellenwert von Familienfreundlichkeit in der vergangenen Jahren spürbar gestiegen. 77% der Unternehmen messen ihr eine große Bedeutung bei und die Flexibilität innerhalb der Betriebe hat in der Hinsicht bereits deutlich zugenommen.
Schreibe einen Kommentar