Bewerbungsverfahren: Arbeitgeber müssen umdenken

Bewerbungsverfahren: Arbeitgeber müssen umdenkenIn zahlreichen Fachartikeln geht es häufig nur darum, wie sich Bewerber optimal auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten und wie sie idealerweise auf Fragen antworten, um den Job zu bekommen. Die Studie von Viasto beleuchtet das Bewerbungsverfahren nun aus einer anderen Perspektive. Es wurde untersucht, warum Bewerber noch vor Beendigung des Verfahrens abspringen und was sie sich im Gespräch gewünscht hätten.

Viasto befragte im November und Dezember letzten Jahres gut 1.000 Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 69 Jahren, die 2018 ein Vorstellungsgespräch hatten. Dieser Studie zufolge sagte jeder dritte Bewerber die Stelle ab, bevor der Auswahlprozess abgeschlossen war. Die Gründe dafür seien sehr unterschiedlich. Gut ein Drittel habe eine besser bezahlte Stelle in Aussicht, wohingegen ein Viertel der absagenden Bewerber nur ausloten wolle, ob der ausgeschriebene Job besser sei, als der jetzige. 28 % zogen die Bewerbung zurück, weil sie den Auswahlprozess als zu lang bzw. nicht zufriedenstellend empfanden. Und dann gebe es natürlich noch die Gruppe (18 %), die sich für eine andere Stelle entschieden habe, die besser zu ihnen passe.

Da zahlreiche Kandidaten das persönliche Gespräch nutzen, um Arbeitgeber zu selektieren, müssen Arbeitgeber mittlerweile umdenken. Sie müssen daran arbeiten, im persönlichen Kontakt mit dem Bewerber zu überzeugen – nur dann können sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Und was wünschen sich die Bewerber im Vorstellungsgespräch?
Eine gute Gesprächsatmosphäre sei fast drei Vierteln der Befragten wichtig. Die Hälfte der Befragten erwarte von Arbeitgeberseite eine klare Struktur des Jobinterviews. Auch in der Hinsicht, dass die fachlichen und persönlichen Fragen, die gestellt werden, auch wirklich zielführend seien.

Viele Studienteilnehmer wurden in ihren Interviews mit Fragen konfrontiert, die aus älteren Bewerbungsratgebern stammen. Z. B. wurden 82 % der Kandidaten gefragt, was ihre größten Stärken und Schwächen seien. Eine andere beliebte Frage von Arbeitgebern sei auch, wo sich der Bewerber in drei Jahren sehe. Mehr als die Hälfte der Befragten habe das Gefühl, sich in einer Prüfung zu befinden. Das Gefühl umworben zu werden, hatten nur 36 %.

Bemängelt werde weiterhin die oft fehlende Gesprächsvorbereitung seitens der Firmenvertreter. Nur 40 % der Personaler bzw. Vertreter der Fachabteilung seien gut auf das Gespräch vorbereitet. Von den Geschäftsführern lediglich 29 %.

Zur personellen Zusammensetzung auf Arbeitgeberseite äußerten sich die Befragten wie folgt: in 68 % der Gespräche war mindestens eine Person aus der Personalabteilung anwesend, in 52 % der mögliche Vorgesetzte aus der Fachabteilung und in 30 % der Gespräche der Geschäftsführer.

Fazit: Die Arbeitgeber konnten also 2018 im Jobinterview nicht wirklich überzeugen. Sie müssen umdenken und lernen, mit den neuen Anforderungen an Auswahlprozesse und Vorstellungsgespräche richtig umzugehen. Es fehlt nach wie vor häufig an der Einsicht, dass Bewerber mittlerweile umworben werden müssen.

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