Augen auf bei der Personalauswahl

Augen auf bei der PersonalauswahlIn Zeiten des Fachkräftemangels können Unternehmen leider nicht mehr so wählerisch sein, was die Auswahl neuer Mitarbeiter angeht. Geht es jedoch nach der Stellenanzeige, werden oftmals Allroundtalente gesucht. Aber mal ehrlich, wer hätte die nicht gerne, wenn man die freie Wahl hätte?

Blenden lassen sich viele von extrovertierten Typen, die gerne im Rampenlicht stehen, sich selbstbewusst und forsch präsentieren und schon mal aus dem Nähkästchen plaudern. Aber sind das wirklich die idealen Arbeitnehmer?

Geoffrey James, Buchautor, hat in einem Artikel im US-Wirtschaftsmagazin Inc.com dargestellt, warum introvertierte Mitarbeiter dem Idealtyp des Beschäftigten oftmals viel näher kommen. Dabei gehen sie häufig im Vorstellungsgespräch unter, die ruhigen, schüchternen Kandidaten. Man erinnert sich eher an die Selbstdarsteller, die es besser verstehen, sich und ihre Leistungen zu verkaufen.

Genauer hinzuschauen und zuzuhören lohnt sich laut Geoffrey James, denn zahlreiche Studien hätten ergeben, dass Introvertierte eher dem Wunsch-Mitarbeiter-Ideal entsprechen als Extrovertierte.

Sie seien kritikfähiger. Unabhängig davon, in welcher Situation Kritik geäußert wird, wie z. B. im Personalgespräch oder als direktes Feedback zu einem Arbeitsauftrag – egal ob sie positiv oder negativ ausfalle. Introvertierte Mitarbeiter können besser damit umgehen und leisten im Anschluss daran mehr als ihre Kollegen.

Manchmal sei es unumgänglich, kurzfristige Deadlines für die Erledigung von Arbeitsaufträgen zu setzen. Extrovertierte seien damit schnell überfordert und eher gelähmt. Im Gegensatz dazu bleiben Insichgekehrte eher handlungs- und entscheidungsfähig. Sei der Zeitdruck gering, arbeiten beide Gruppen gleich gut.

Gehe es um das Arbeitsergebnis im Team, leisten Schüchterne bessere Arbeit, sie streiten weniger und seien eher in der Lage gemeinsam mit anderen kreative Lösungen für schwierige Ausgangslagen zu entwickeln. Selbstdarsteller seien zwar meistens flink darin, neue Ideen zu entwickeln, ihnen gehe es aber mehr darum, als Einzelperson zu glänzen.

Alle wissen, Lob und Anerkennung steigern die Motivation und damit die Produktivität. Introvertierte Menschen fühlen sich durch Wertschätzung besonders angespornt. Die Arbeitsleistung sei bei wiederholtem Lob höher als bei extrovertierten Kollegen.

Neigen extrovertierte Mitarbeiter dazu viel zu reden, auch eigene Meinungen und Interpretationen kundzutun, seien zurückgezogene Beschäftigte klarer und präziser in ihren Äußerungen. Sie benennen Fakten und bringen konkrete Beispiele, um diese zu untermauern. Ihre Argumentation stütze sich in der Regel nicht auf Vermutungen. Weiterhin würden sie langsamer und damit überlegter sprechen.

Jeder Mitarbeiter könne seinem Arbeitgeber, wenn er dies möchte, auf vielfältige Art und Weise bewusst schaden. Whistleblowing, Verrat von Betriebsgeheimnissen an den Wettbewerb, Mitnahme von Kontakten … die Liste sei lang. Eine weltweite Studie habe gezeigt, dass es aber eher die extrem selbstbewusst auftretenden Mitarbeiter seien, die ihrem Unternehmen bewusst Schaden zufügen möchten.

Hören sich alle diese Punkte im ersten Moment sehr klischeebehaftet an, verbirgt sich aber sicherlich auch ein Fünkchen Wahrheit dahinter. Schließlich wird auch auf Studien verwiesen, die aber leider nicht näher benannt werden.

 Fazit: Es lohnt sich also im Vorstellungsgespräch genau hinzuhören, einen zweiten Blick zu riskieren und sich nicht vorrangig von zur Schau gestelltem Selbstbewusstsein blenden zu lassen.

 


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