Ich bin dann mal weg – Sabbaticals als wohlverdiente Auszeit?

Ich bin dann mal weg - Sabbaticals als wohlverdiente Auszeit?Extrem stressige Phasen am Arbeitsplatz, endlich mal die lang erträumte Weltreise machen, eine Weiterbildung über einen längeren Zeitraum: Viele Arbeitnehmer wünschen sich eine Auszeit vom Job, ein Sabbatical. Während die Nachfrage seitens der Beschäftigten steigt, stehen zahlreiche Arbeitgeber dem kritisch gegenüber.

Zu Recht oder können nicht auch Unternehmen davon profitieren?

Dazu sollte man zunächst einen Blick auf die unterschiedlichen Modelle zum Sabbatjahr werfen. Sowohl zeitlich als auch inhaltlich können sie sich stark unterscheiden. Genügen dem einen drei Monate, beantragt ein anderer gleich ein ganzes Jahr. Verfolgt ein Mitarbeiter das Ziel, sich vom betrieblichen Stress und möglichen Karrieresprüngen zu erholen, nutzen andere Beschäftigte die Zeit, um mit einer fokussierten Weiterbildung ihre Karriere zu forcieren.

Auch die Realisierung des Sabbaticals kann sehr unterschiedlich erfolgen. Die Abwicklung über Langzeitarbeitskonten, unbezahlten Jahresurlaub, Lohnverzicht oder ein Teilzeitmodell sind denkbar. Ist der Arbeitgeber nicht bereit, das Vorhaben zu unterstützen, bleibt vielen nur noch die Kündigung. Damit ist jedoch niemandem gedient, weder dem Beschäftigten selbst noch der Firma, die eine wertvolle Arbeitskraft verliert.

Also setzt der Beschäftigte alles daran seinen Arbeitgeber zu überzeugen, die Auszeit zu ermöglichen, denn einen rechtlichen Anspruch hat er – im Gegensatz zu Beamten, Lehrern und Angestellten des Öffentlichen Dienstes – nicht. Besonders die jüngere Generation legt Wert auf berufliche Auszeiten. Eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatleben ist ihnen sehr wichtig – oft wichtiger als das Gehalt und die Karriere.

Wie gefragt die Sabbatjahre sind, zeit eine aktuelle Studie der Firma Viking. Ihr zufolge würden gern 88 % von 514 befragten Arbeitnehmern eines in Anspruch nehmen. Und das branchenunabhängig.

Da die Unternehmen ein großes Interesse haben, die Generation Y an das Unternehmen zu binden und für Bewerber attraktiver zu werden, kommen sie nicht umher, ihre Arbeitsmodelle zu überdenken und einer Auszeit nicht von vorneherein ablehnend gegenüber zu stehen. Werden die Mitarbeiter aktiv bei der Realisierung unterstützt, steigt die Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen. Davon profitiert sowohl die Arbeitgebermarke als auch das Unternehmensimage.

Auch hinsichtlich der Gesundheit kann sich ein Sabbatjahr auszahlen. Die arbeitsfreie Zeit kann genutzt werden, um die Energiespeicher wieder aufzuladen und einem krankheitsbedingten Ausfall aufgrund von Stress vorzubeugen. Erholen sich Körper und Geist des Arbeitnehmers, profitiert auch die Firma davon.

Kürzere Auszeiten, die beispielsweise für eine Weiterbildung genutzt werden, können auch dabei helfen, Auftragsschwankungen auszugleichen. Und das neu erworbene Wissen kann anschließend sinnvoll im Unternehmen eingebracht werden.

Vermutlich kann sich kein Chef vor diesen Vorteilen verschließen, allerdings ist die Realisierung des Sabbaticals oft mit großem Aufwand für die Unternehmen verbunden. Insbesondere kleinere Unternehmen tun sich damit oft schwer. Fällt ein Mitarbeiter für einen langen Zeitraum aus, wirkt sich das auf den gesamten Betrieb aus. Interne Abläufe müssen geändert, Arbeit umverteilt oder ein neuer Mitarbeiter für den betreffenden Zeitraum eingestellt werden. Auch nach außen muss dies kommuniziert werden, da sich möglicherweise eingespielte Arbeitsabläufe verlangsamen, weil sie auf andere Personen übertragen wurden. Wird die vorübergehend wegfallende Stelle nicht neu besetzt, besteht die Gefahr, die Mitarbeiter zu überfordern, die die Aufgaben vorübergehend übernehmen müssen.

Das muss im Vorfeld gut durchdacht und mit den betroffenen Kollegen besprochen werden. Transparenz und gute Kommunikation sind dabei sehr wichtig. Auch ausreichend Zeit für eine Übergabe- und Einarbeitungsphase sind essenziell. Und dann bleibt noch die Frage nach dem anschließenden Wiedereinstieg in den Job. Strategische Planung ist demnach immens wichtig, um nicht die Produktivität des Unternehmens zu gefährden. Sicherheit für beide Seiten kann ein Vertrag schaffen. Darin können die wichtigsten Punkte wie Länge, Rahmenbedingungen und auch die Übergabe der Aufgabenbereiche an Kollegen vereinbart werden.


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Für Führungskräfte und Mitarbeiter

» Inhouse-Seminare nach Maß
» Bundesweite Seminare gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern


Neueste Beiträge


Neueste Kommentare


Arbeitsplatz Arbeitsumgebung Arbeitswelt Arbeitszeit Betriebliches Eingliederungsmanagement Betriebsklima Betriebsrat Burnout Chef COVID-19 digitaler Wandel Digitalisierung Diversity Diversität Fachkräftemangel Familienfreundlichkeit Führung Führungskraft Führungskräfte Gefährdungsbeurteilung Gender Pay Gap Gesundheit Homeoffice Karriere Kommunikation Kündigung künstliche Intelligenz Lohn Mitarbeiterbindung Mitarbeiterführung Mitarbeitermotivation Motivation Personalauswahl Personalentwicklung psychische Erkrankungen Recruiting Sabbatical Stress Team Teamentwicklung Unternehmenskultur Vorstellungsgespräch Weiterbildung Wertschätzung Work-Life-Balance