Hierarchie und Struktur deutscher Unternehmen – ein Auslaufmodell?

Dynamische Märkte, Digitalisierung, Wettbewerbsdruck: Das alles erfordert zukünftig viel Flexibilität und schnelles Handeln innerhalb der Unternehmen. Trotz häufig vorherrschender verkrusteter Strukturen, boomt die deutsche Wirtschaft. Dadurch sehen viele Unternehmen möglicherweise auch nicht die Notwendigkeit an ihren Strukturen etwas zu verändern. Aber hat das deutsche Erfolgsmodell auch mittel- und langfristig Bestand? Vermutlich müsste sich dazu tatsächlich einiges ändern.

In einer neuen Studie von StepStone und Kienbaum wurden 14.000 Fach- und Führungskräfte zu den Organisationsstrukturen in ihren Unternehmen befragt. Zwei Drittel der Fachkräfte gaben an, in hierarchisch oder stark hierarchisch organisierten Firmen zu arbeiten. Die meisten von Ihnen berichteten über lange Informationsketten und dass endgültige Entscheidungen von den oberen Führungsebenen getroffen würden. Dadurch sterben viele gute Ideen, die schnell umgesetzt werden müssten, einen langsamen Tod. Häufig wirke das lähmend und schnelle Reaktionen seien nicht möglich. So verwundert es nicht, dass knapp 60% der Meinung waren, dass veränderte Unternehmensstrukturen auch mehr Innovationen ermöglichen würden. Und diese auch dringend notwendig seien, um in der sich rasch wandelnden Unternehmenswelt auch zukünftig gut aufgestellt und wettbewerbsfähig zu sein.

Derzeit seien die Unternehmen sehr stark an starren Zielvorgaben und Effizienz ausgerichtet und weniger an Innovationsreichtum. Viele Firmen nutzen die Ideen der Mitarbeiter nicht, behaupteten 20% der Fachkräfte. Sie hätten das Gefühl, dass Ihre Ideen ausdrücklich nicht gewünscht seien.

Nur jeder Vierte attestiert dem Unternehmen ein Konzept der offenen Tür mit viel Transparenz. Stattdessen regiere das Chefbüro. Insbesondere die Vorzeigebranche Automobilindustrie organisiere sich besonders traditionell.

Im digitalen Zeitalter könne das aber zukünftig zum Problem werden, da gerade amerikanische Konzerne die Märkte aufmischen. Es sei unbestritten, dass flachere Hierarchien und Teamarbeit Innovationen erleichtern. 80% der Befragten wünschen sich  selbstbestimmtes Arbeiten in eigenverantwortlichen Teams. Gemeinsame Projektgruppen statt klassisch getrennter Abteilungen seien also die Devise. Doch damit täten sich viele Führungskräfte schwer.  Wer gebe schon gerne die Kontrolle ab, das widerspreche häufig ihrem Selbstverständnis als Macher.

Ob der Hierarchieabbau wirklich das Maß aller Dinge ist, bleibt abzuwarten. Von heute auf morgen ist dieser sicherlich nicht möglich. Je nach Unternehmensgröße kann das Jahre dauern und zahlreiche Investitionen erfordern. Die Mitarbeiter sind zu schulen und sehr viel Abstimmung ist nötig, wenn viele Mitarbeiter mitreden und damit auch Verantwortung übernehmen. Das alles muss koordiniert werden, im Alltag, so ganz nebenbei. Das ist nicht zu unterschätzen.


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